Laut Informationen der Tageszeitung Diario de Ibiza erklärte das spanische Ministerium für Transport und Nachhaltige Mobilität, dass die Zahl gefälschter Wohnsitzzertifikate auf Ibiza äußerst gering sei. Laut Ministerium werden nur jene Fälle, bei denen eindeutige Beweise für gefälschte Dokumente vorliegen, an die Staatsanwaltschaft und die Guardia Civil weitergeleitet. Die Häufigkeit solcher Fälle sei aufgrund der bestehenden Kontrollen als „unbedeutend“ einzustufen.
Mitarbeiter von Fährgesellschaften und Fluggesellschaften auf Ibiza hingegen berichten seit Wochen, dass sie täglich mit gefälschten Papieren konfrontiert werden. Besonders häufig würden diese Fälle am Anfang und Ende der Sommermonate vorkommen, wenn viele Saisonkräfte die Insel betreten oder verlassen.
Die Angestellte einer Fährgesellschaft erklärt, dass die Kontrolle der Dokumente oft umständlich sei, insbesondere vor den Augen der Kunden. „Wir bekommen täglich gefälschte Zertifikate zu sehen, oft sind es alte Bescheinigungen, die noch vom ehemaligen Bürgermeister Rafa Ruiz unterschrieben sind.“ Auch während der Kontrolle des Zertifikats setzen einige Reisende das Personal unter Druck, indem sie betonen, dass die Zeit knapp sei und sie unbedingt schnell an Bord müssten.
Die betroffenen Angestellten weisen darauf hin, dass sie „keine Polizisten“ seien und es oftmals zu heiklen Situationen kommt. Es gebe sogar Morddrohungen, wenn jemand am Boarding gehindert wird. „Mir wurde bereits mit dem Tod gedroht, mit der Begründung, dass diese Leute schon immer mit demselben Dokument geflogen sind und es jetzt auf einmal nicht geht. Es liegt dann an uns, das zu klären.“
Das große Problem bestehe darin, dass die Mitarbeiter kein zuverlässiges System zur Verfügung hätten, um die Echtheit der Dokumente zu überprüfen. Sie verwenden das SARA-System (Sistema de Acreditación de Residencia Automático), das jedoch Schwächen aufweise. Verzögerungen bei der Anmeldung neuer Residenten oder bei der Aktualisierung von Daten führen oft dazu, dass die Gültigkeit der Zertifikate nicht im System ersichtlich sei. Besonders schwierig sei dies bei Residenten aus dem Ausland, deren Namen teilweise falsch geschrieben seien.
Falls das SARA-System den Anspruch auf die Vergünstigung nicht bestätigt, müssen die Mitarbeiter der Fährgesellschaft das Zertifikat und den Ausweis manuell prüfen. Wenn es Unklarheiten gibt, wird dem Passagier die Differenz berechnet und er wird aufgefordert, eine Reklamation einzureichen. „Dann wird sich zeigen, ob es sich um eine Fälschung handelt“, so ein Mitarbeiter. Im Flughafen hingegen scheine es weniger Kontrollen zu geben, da das Personal aus Zeitgründen oft keine Prüfungen durchführt.
Das Ministerium erinnert daran, dass die entsprechenden Fälle lediglich dann zur Anzeige gebracht werden, wenn sich die Fälschung mit Sicherheit bestätigen lässt. Zudem fordert das Ministerium, dass Reisende bei der Buchung des Tickets ihren Wohnsitz bereits elektronisch belegen sollten, um eine automatische Validierung zu ermöglichen.
Der Mitarbeiter einer Fährgesellschaft schlägt eine mögliche Lösung vor: „Wenn man beim Onlinekauf eines Tickets die Daten eingibt und das System würde sofort anzeigen: ‘Sie sind nicht berechtigt’ und die Buchung verweigern, würde uns das viele Probleme ersparen.“ Dieses System sei schließlich das gleiche, das auch die Mitarbeiter später zur Überprüfung der Daten nutzen.