
Ein verlassener Rohbau aus der Zeit des Immobilienbooms entwickelt sich laut der Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera zunehmend zu einem Brennpunkt in Cala de Bou: In dem unvollendeten Gebäude, dessen Bau 2006 begann und mit der Wirtschaftskrise gestoppt wurde, sollen inzwischen rund zwanzig Familien leben – vorwiegend Saisonarbeiter.
Von den angrenzenden Straßen aus sind Zelte und behelfsmäßige Unterkünfte sichtbar, manche haben sogar Innenräume abgetrennt. Nur eine Familie scheint dauerhaft dort zu wohnen. Anwohner berichten, dass das Problem bereits seit einem Jahrzehnt bestehe, sich jedoch in den letzten Jahren verschärft habe. Inzwischen würden die Menschen sogar schon früher im Jahr anreisen.
Einige Nachbarn vermuten, dass sich hinter der Entwicklung ein organisiertes System verbirgt. „Sie kommen alle mit dem gleichen Auto“, sagt eine Anwohnerin. Ob Mundpropaganda oder eine bezahlte Vermittlung – Klarheit fehlt.
Die Auswirkungen sind vielfältig: Müllberge, Gestank und Rattenbefall setzen der Nachbarschaft zu. Nach Reinigungsaktionen der Gemeinde Sant Josep sollen die Ratten sogar in nahegelegene Wohnhäuser ausgewichen sein. „Mit dem Sommer wird es noch schlimmer“, warnt ein Bewohner.
Auch das Thema Sicherheit bereitet Sorgen – vor allem nach dem tödlichen Brand im besetzten Gebäude von Es Viver 2019. Zwar habe es bislang keine direkten Auseinandersetzungen mit den Bewohnern gegeben, doch fühlen sich die Anwohner zunehmend beobachtet und unsicher. Viele haben bereits Kameras und Alarmsysteme installiert.
Die Polizei musste im vergangenen Jahr einschreiten, als eine gestohlene Handy-Ortung zum Gebäude führte – ein Mann wurde dort mit mehreren Handys und Drogen angetroffen.
Laut Aussagen der Nachbarn stammen die Bewohner überwiegend aus Nord- oder Zentralafrika und arbeiten vermutlich in der Gastronomie oder am Bau. Es gibt dort weder Strom noch fließendes Wasser, was die hygienischen Bedingungen zusätzlich verschlechtert.
Mehrfach habe man bereits versucht, mit der Gemeinde oder der Polizei Lösungen zu finden – ohne Erfolg. „Es ist egal, welche Partei regiert – es ändert sich nichts“, so ein frustrierter Anwohner. Statt einer Lösung wachse das Problem von Jahr zu Jahr.