Elegant schlich das schwarz gefleckte Tier, kaum größer als eine Hauskatze, über die massige Steinmauer des Baluarte (Bollwerk) de Santa Llúcia. Als das Tier bemerkte, dass es beobachtet wird, versteckte es sich rasch. „Wir warteten einfach, dass es sich erneut zeigte“, sagte Peter de Vidts der Tageszeitung Diario de Ibiza. Und so geschah es an diesem ersten Dienstagabend im Oktober. Es war schon dunkel in Eivissas Altstadtviertel Dalt Vila, etwa 21.30 Uhr spät. „Und dann kam sie plötzlich wieder zum Vorschein.“ De Vidts hatte die Kamera seines Smartphones schon in Bereitschaft und filmte das gefleckte Tier. „Dann kletterte es auf einen Baum und schaute von oben auf uns herab.“
Was dem Urlauber und seiner Begleitung beim abendlichen Spaziergang durch den historischen Stadtkern für kurze Zeit begleitete, war nichts anderes als eine Europäische Ginsterkatze (Genetta genetta ssp. Isabelae), die zur Familie der Schleichkatzen zählt. Unbekannt ist diese Art auf Ibiza nicht, allerdings bekommen nur wenige das scheue und nachtaktive Tier zu sehen. Viele hätten ihren Lebensraum sogar in der Nähe des Menschen, dort vermuteten sie Mäuse und Ratten, so der Biologe im Umweltdezernat des Inselrates, Jaume Estarellas. „In den Städten sieht man die Ginsterkatze allerdings sehr selten, zumeist suchen sie Fincas auf.“ Estarellas schließt nicht aus, dass das Dalt-Vila-Exemplar einen Partner beziehungsweise eine Partnerin in den ehrwürdigen Gemäuern hat.
Weil es auf Ibiza und den Nachbarinseln Mallorca und Cabrera (unbewohnt) keine natürlichen Feinde hat, breitet sich die Ginsterkatze relativ ungestört aus. „Inzwischen ist sie auf der gesamten Insel zu Hause“, sagt der Biologe. Die größte Gefahr für das kleine Raubtier sei der Verkehr. „Erst vor wenigen Wochen wurde ein Exemplar nahe der Schule Quartó de Portmanya (Sant Antoni) überfahren.“
