Rund 30 Frauen, alle in Schwarz gekleidet und einige mit Trauerschleier, zogen am Sonntag schweigend durch die Straßen von Ibiza-Stadt, um der Opfer von Gewalt gegen Frauen zu gedenken. Organisiert wurde der Marsch von der Kommission 8M Ibiza, die aus verschiedenen Kollektiven besteht, berichtet die Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera.
Unter dem Motto „Die Scham muss die Seite wechseln“ begann die Demonstration auf dem Platz 8M hinter der Post. Anschließend zogen die Teilnehmerinnen zum alten Friedhof (Cementeri Vell) und trugen einen schwarzen Sarg mit Blumen und den Namen der Frauen und Kinder, die in diesem Jahr Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt geworden sind – fast 90 mit einem Fall erst diesen Sonntag in Sevilla. Ziel war es, die Einheit aller Frauen gegen diese Gewalt sichtbar zu machen, den Schmerz über die Femizide zu betonen und Solidarität mit den betroffenen Frauen zu zeigen. Auch wurde an all jene erinnert, die es leider nicht geschafft haben, ihren Tätern zu entkommen.
Eine der Teilnehmerinnen erklärte: „Dieser stille Marsch kann vieles symbolisieren. Wir wollen zeigen, dass der öffentliche Raum auch uns gehört und wir sicher durch die Straßen gehen können, uns gegenseitig stärkend und schützend.“
Die Kommission 8M hob hervor, dass die Schwierigkeiten, geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen, eng mit dem Aufstieg der extremen Rechten verbunden seien, die frauenfeindliche Ansichten verbreite. Dies sei nicht nur auf den Balearen ein Problem, sondern in ganz Spanien, wo Regierungen mit Parteien kooperieren, die die Existenz geschlechtsspezifischer Gewalt leugnen würden. „Es fehlt an politischem Willen und Ressourcen, um dieses schwerwiegende Problem zu bekämpfen,“ beklagten sie weiter.
Besonders auf Ibiza seien die Bedingungen aufgrund von Unterfinanzierung und der übermäßigen Touristifizierung sehr schwierig, was die Lebensbedingungen vieler Frauen verschärfe und geschlechtsspezifische Gewalt weiter befeuere.
Der Marsch endete um halb sechs nach einer halben Stunde mit einem lauten Pfeifkonzert und roten Karten, die hochgehalten wurden, begleitet vom Ruf „Diguem Prou!“ („Es reicht!“).
Die Kommission 8M hat auch für diesen Montag, dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, eine Mahnwache auf dem Platz vor den Gerichten von Ibiza geplant, die dieses Mal gemischt sein wird. Dort wird auch eine Performance stattfinden.
„Ein weiteres Jahr erinnern wir daran, dass Gewalt gegen Frauen alle Gesellschaften, Kulturen und Klassen betrifft. Geschlechtsspezifische Gewalt ist strukturell und hat schwerwiegende Folgen für die Opfer und ihre Familien“, betonte die Kommission. Besonders hervorgehoben wurden die Zahlen aus Ibiza: Die Anzeigen für geschlechtsspezifische Gewalt seien um 25 % im Vergleich zu November 2023 gestiegen, ebenso die Anfragen beim Büro für Frauenangelegenheiten des Consell d’Eivissa, die von 687 im Jahr 2023 auf 872 in diesem Jahr gestiegen seien.
83 Morde an Frauen in Spanien wurden im Jahr 2024 bereits gezählt, seit 2010 waren es insgesamt 1.559 Femizide. Diese Daten zeigen, dass geschlechtsspezifische Gewalt ein soziales Problem ist, das eine umfassende Antwort erfordert. „Gemeinsam können wir eine gewaltfreie Welt für Frauen schaffen“, sagte die Kommission und rief alle Menschen, Organisationen und Kollektive auf, sich den geplanten Aktivitäten anzuschließen.