Während des Jahres 2024 entwickelte sich die rasche Vermehrung der Ringeltauben (Columba palumbus) zu einem der gravierendsten Probleme für die Landwirtschaft auf Ibiza. Diese Vögel haben auf der Insel ideale Bedingungen vorgefunden: ein günstiges Klima und das Fehlen natürlicher Fressfeinde. Besonders betroffen sind traditionelle Kulturen wie Olivenbäume und Weinreben, aber auch Feigenbäume, Getreidefelder und Gemüsegärten.
Die Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera berichtet, dass lokale Bauern Verluste von bis zu 40 % bei der Produktion von Trauben und Olivenöl melden. Toni Tur Secorrat, Präsident der landwirtschaftlichen Kooperative von Sant Antoni, erklärte, dass die Ringeltauben vor allem während der Fruchtreife massive Schäden anrichten. Dies verschärft die ohnehin schwierige Lage, die durch Dürren und den Klimawandel verursacht wird. Laut Tur ist der Rückgang der Ölproduktion erheblich, und auch die Getreideernten seien stark beeinträchtigt. „In einigen Fällen können die Verluste zwischen 40 % und 50 % liegen“, sagte er.
Esidro Ramis, ein Landwirt aus Sant Josep, beklagte, dass seine Felder das ganze Jahr über von den Tauben verwüstet werden. Seine Ernte von Xeixa-Weizen fiel geringer aus als die gesäte Menge, da die Ringeltauben große Teile der Pflanzen zerstörten.
Um dieser Krise entgegenzuwirken, erklärte der Inselrat von Ibiza im Juli 2024 den Notstand. Dadurch wurde die Jagdsaison um 35 Tage vorgezogen und das Jagen der Tauben auf privaten Grundstücken erlaubt. Bereits im Jahr 2023 gab es 57 Anträge auf Hilfe bei der Jagdbehörde wegen Schäden an Weinbergen, Gärten und anderen Kulturen.
Die Balearische Jagdföderation unterstützte diese Entscheidung. Toni Roig, Vertreter der Föderation und selbst betroffener Landwirt, berichtete, dass er seit einem Jahrzehnt keine einzige Traube mehr von seinen Reben ernten konnte. „Die landwirtschaftliche Ökonomie ist in Gefahr, und die Jagd ist notwendig“, betonte Roig.
Die Notstandserklärung blieb jedoch nicht unumstritten. Die Organisation Mis Amigas Las Palomas (MALP) (Meine Freunde, die Tauben) reichte bei der Staatsanwaltschaft der Balearen eine Klage gegen den Consell ein. Sie warfen den Behörden Verstöße gegen die EU-Vogelschutzrichtlinie vor, da die Jagd in der Brutzeit erlaubt wurde. MALP forderte ethischere Alternativen. Die **Grup d’Estudis de la Naturalesa, die Studiengruppe für Natur, **erkannte zwar an, dass die Ringeltaube eine jagdbare Art sei, kritisierte jedoch den gewählten Ansatz.
Währenddessen halten Landwirte und Jäger daran fest, dass das Problem ohne direkte Eingriffe untragbar ist. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft der Balearen dauern an, und der Konflikt zwischen Umweltschutz und landwirtschaftlicher Existenzsicherung bleibt ungelöst.