Ibizas kleine Nachbarinsel durchläuft in diesen Tagen eine für ihre Verhältnisse große Regierungskrise. Am Donnerstagvormittag trat das Führungsgremium der regierenden Koalition aus Volkspartei PP und Compromís amb Formentera, kurz Sa Unió genannt, vor die Presse und verkündete den Parteiausschluss von Llorenç Córdoba. Der bekleidet derzeit immerhin das höchste politische Amt, das auf der Insel zur Verfügung steht: Er ist nicht nur Präsident des Inselrates, er zudem Landtagsabgeordneter.
Was war geschehen? Vor wenigen Tagen, so geht aus einstimmigen Medienberichten wie etwa der Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera hervor, sah sich Córdoba offenbar genötigt, die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens (Volkspartei PP) um ein „zusätzliches Gehalt“ zu bitten. Die lehnte die Bitte umgehend ab. In den nachfolgenden Tagen kam dann ans Licht der Öffentlichkeit, dass Córdoba unter akutem Geldmangel leide. So will er unter anderem an der Börse 140.000 Euro verloren haben, das gab er zumindest in seiner Steuererklärung an. Der Inselratspräsident war damit nicht länger tragbar, sein Parteikollege, der für Bildungswesen verantwortliche Dezernent Óscar Portas, bat die Menschen am Donnerstag „um Entschuldigung“ für das entstandene Politchaos.
Doch damit nicht genug. Wiederholten Rufen, sein Amt niederzulegen und einigermaßen in Würde von der Politik Abschied zu nehmen, erteilt Córdoba bislang eine Absage. So blieb den Führungsspitzen von Volkspartei und Compromís amb Formentera nichts anderes übrig, als dem in Ungnade gefallenen Präsidenten ein Ultimatum zu stellen: Sollte er nicht bis Montag freiwillig abgetreten sein, müsse ein Misstrauensvotum im Inselrat ins Auge gefasst werden.
Übrigens, das Jahressalär Córdobas beläuft sich Zeitungsberichten zufolge auf schätzungsweise 80.000 Euro. Für seine Dienste als Inselratspräsident werde er mit 54.000 Euro belohnt, als Landtagsabgeordneter streiche er weitere bis zu 33.000 Euro ein.