
Es war nur ein überschaubares Grüppchen von einem Dutzend Aktivisten, die zum Sonnenuntergang am Aussichtspunkt gegenüber der Felseninsel es Vedrà ihre Plakate in den wolkenlosen Abendhimmel hielten. Doch die Nachricht kam zweifelsohne an bei den deutlich zahlreicher vertretenen Urlaubern, auch wenn sie in großen Lettern auf katalanisch verfasst war: Caviem el Rumb – Lasst uns (beim Tourismus) einen Richtungswechsel vornehmen!
Die kleine Delegation war schließlich nur die Speerspitze einer mittlerweile balearenweiten Bewegung gegen die negativen Folgen des Massentourismus. Am vergangenen 21. Juli waren dem Aufruf der Plattform auf Mallorca mehr als 20.000 Menschen gefolgt, um im Rahmen eines Protestmarsches ihren Unmut gegen die Auswüchse der Branche kundzutun.
Dem Dutzend Aktivisten vor der Kulisse es Vedràs ging es laut der Tageszeitung Diario de Ibiza zu Wochenbeginn primär um Aufklärung. In drei Sprachen wiesen sie darauf hin, dass das Gebiet Teil des europaweiten Natura2000-Netzes sei. In dem Schutzgebiet fänden zahlreiche Vogelarten – manche nur vorübergehend – ein Zuhause.
„Wenn dann Menschenmassen mit mitgebrachten Lautsprechern und Drohnen einfallen, dann kann das negative Auswirkungen auf die Tiere haben“ sagte eine Sprecherin der Plattform gegenüber der Zeitung. Von der Politik fühlen sie sich allein gelassen. „Deren Aufgabe ist eigentlich, in dem Naturschutzgebiet dafür zu sorgen, dass Flora und Fauna sich ungestört entfalten können.“ Aber dieser Aufgabe käme weder die Gemeinde Sant Josep noch die Inselregierung nach, so die Sprecherin der Plattform.
Der Massenansturm habe aber nicht nur negative Folgen für die Natur, sondern auch für den Menschen. Zumindest, wenn dieser mit normalen Einkommen ganzjährig auf Ibiza leben möchte. Die Aktivisten prangerten daher gleichzeitig die hohen Lebenshaltungskosten, exorbitanten Mieten und verstopfte Straßen und Strände an.