
In Platja d’en Bossa ist eine neue illegale Siedlung entstanden. Entlang der Carrer Sant Francesc de ses Salines hat sich eine Ansammlung aus Wohnmobilen, improvisierten Unterkünften und verlassenen Zelten gebildet, so die Tageszeitung Diario de Ibiza. Die Siedlung erstreckt sich über drei Abschnitte auf rund 244 Metern Länge – teils direkt gegenüber von luxuriösen Neubauprojekten.
Ein Teil davon befindet sich auf einem Sandparkplatz, wo sich derzeit drei Wohnmobile, eine ausgebaute Camper-Van und weitere Fahrzeuge saisonaler Arbeitskräfte befinden. Ein Mann, nennen wir ihn A, kommt jedes Jahr zur Saisonarbeit auf die Insel, um im Bereich Sicherheit und auf Baustellen zu arbeiten. Er lebt eigentlich in Barcelona und kehrt nach dem Sommer dorthin zurück. Er sagt, dass er sich in der Saison bis zur Erschöpfung abrackere, um möglichst viel Geld zu verdienen, aber nicht bereit sei, 1.000 Euro im Monat für ein einziges Zimmer zu zahlen. Lieber lebe er auf diese Weise. Kürzlich wurde an seinem Auto auf dem Parkplatz eine Seitenscheibe eingeschlagen und ein Koffer gestohlen. Er nutzt das öffentliche Schwimmbad in Es Viver, um Zugang zu Duschen und Toiletten zu haben.
Ein anderer Bewohner, B, stammt aus Lateinamerika und lebt seit 20 Jahren auf Ibiza. Seit der Corona-Krise kann er sich keine Wohnung mehr leisten. Er lebt nun in einem Wohnwagen, ein für die Verhältnisse fast luxuriöser Zustand. Bereits von mehreren anderen Plätzen wurde er vertrieben und weiß schon, wohin er als Nächstes weiterzieht.
Ebenfalls betroffen ist eine ältere Frau, die für das Rathaus von Ibiza arbeitet. Sie lebte mit ihren Enkeln zunächst in einer anderen Barrackensiedlung, nachdem sie ihre Wohnung verlor. Beim Müllsammeln sagt sie: „Gott sieht alles von oben.“
Ein Graffiti in der Nähe fragt: „Estic somiant?“ – Träume ich? – und spiegelt die Misere zwischen Pinien und Bauschutt wider. In einem weiteren Abschnitt existieren provisorische Behausungen aus Planen und Holz mit herumliegenden Essensresten und Kleidung, direkt neben einer Luxusresidenz mit Sicherheitskamera.
Ein Mann aus Marseille, der im Auto schläft und gerade in Richtung Mekka betet, gehört ebenfalls zu den Bewohnern. In der Nähe lebt eine Frau im Gebüsch, die beim Eintreffen der Reporter anfängt zu singen.
Diese Zustände stehen in krassem Gegensatz zu den benachbarten Hochglanzwohnanlagen mit Privatpools, deren Baustellen währenddessen weiter brummen.