
Für die wenigen Produzenten von Olivenöl auf Ibiza hat in diesen Tagen die Erntezeit begonnen. An das vergangene Jahr erinnern sich Landwirte nur mit einem Schaudern. „Wir hatten 2022 so wenig Oliven von den Bäumen geholt, dass es gerade für Öl für den Eigenbedarf reichte“, sagte Stella González von der Finca Can Rich am Samstag gegenüber der Tageszeitung Diario de Ibiza. In diesem Herbst sehe die Lage völlig anders aus, was aber nicht sonderlich überrascht, denn: Nach einem produktionsreichen Jahr brauchen die Bäume ein Jahr Auszeit. So hofft González, in diesem Jahr um die 9.000 Liter kaltgepresstes Qualitätsöl abfüllen zu können. Für ihre Hausmarke Can Rich hängen in Ses Salines (Sant Josep) Oliven von 3.000 Bäumen, womit der Hof Ibizas größter Hersteller von Olivenöl ist.
Trotz voraussichtlich guter Ernte müssen sich Verbraucher ibizenkischen Olivenöls auf einen baldigen Preisanstieg gefasst machen. Derzeit geht das goldene Öl, wie es die Spanier (oro líquido) oft liebevoll nennen, für etwa zwölf Euro pro halbem Liter über die Ladentheke. Doch die allgemeine Inflation macht auch vor Produzenten von Olivenöl nicht Halt. „Glasflaschen und Deckel, um nur ein Beispiel zu nennen, sind deutlich teurer geworden“, so González, deren heimisches Öl sich mit dem Siegel der geografischen Herkunftsbezeichnung Oli d’Eivissa schmücken darf. Ein paar Kilometer Luftlinie von Can Rich entfernt, in Benimussa, setzt ihr Kollege Joan Prats das Klagelied fort. „Sogar die Etiketten sind deutlich teurer geworden.“ Prats gilt als einer der Pioniere der modernen Olivenölherstellung auf Ibiza. Auf seiner Finca stehen 1.200 knorrige Bäume, die nichts anderes im Sinn haben, als alle zwei Jahre ihre Besitzer glücklich zu machen.
Insgesamt produzieren für die Herkunftsbezeichnung (Indicación Geográfica Protegida, IGP) 53 400 Bäume Oliven, und das auf einer Gesamtfläche von 212 Hektar. Kalt gepresst und zu hochwertigem Olivenöl weiterverarbeitet werden sie in vier Produktionsstätten, die über die Insel verteilt sind.