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Sozialdrama auf Ibiza

Nur wenige Meter vom Supermarkt in Sant Jordi: 60 Obdachlose errichten Camp

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Auf einem Privatgelände unterhalb des Supermarkts Mercadona vor den Toren Sant Jordis spielt sich in diesen Wochen ein soziales Drama ab. Dutzende von Obdachlosen haben dort ihre Zelte oder behelfsmäßige Behausungen aus Plastikplanen und Holzpaletten errichtet, berichtete am Donnerstag die Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera in einer Reportage. Zur Schule IES Algarb sind es nur wenige Meter, nicht viel weiter ist es in die nächstgelegene Wohnsiedlung. Die Stadt zählte nach eigenen Angaben schätzungsweise 60 Personen, die meisten davon aus Schwarzafrika.

Nicht aus dem Afrika südlich der Sahara, sondern aus der Slowakei stammt Robert. Seit gut einem Monat will er mit seiner Partnerin und den zwei Hunden auf dem spärlich bewachsenen Gelände hausen. Ihr Zuhause ist ein herrenloser Lieferwagen, in dem sie sich vor allem nachts zurückziehen. Toilette? Fehlanzeige. Fließend Wasser? Fehlanzeige. Robert sagt, Unbekannte hätten ihm sämtliches Bargeld, Geldkarte und Dokumente gestohlen. Nun warte er auf die Ausstellung der spanischen Identifikationsnummer NIE. „Ohne NIE kann ich nicht einmal arbeiten.“

Der Zeitung zufolge handelt es sich zumeist um Menschen, die tagsüber arbeiten und sich zu nächtlicher Stunde in ihre Behausungen zurückziehen. Ein Schwarzafrikaner will auf der Insel bereits seit 2008 leben. „Ich habe hier studiert und immer zu Miete gewohnt. Nur dieses Jahr kam dann alles ganz anders.“ Er gehe einer geregelten Arbeit nach, aber: „Wenn du als Familienvater 1500 Euro nach Hause bringst, dann kannst du nicht 750 davon für ein Zimmer ausgeben.“ Probleme unter den Bewohnern des Camps gebe es nicht, jede Wohneinheit lebe mehr oder weniger für sich.

Bei den Anwohnern kommen die wilden Behausungen allerdings nicht immer gut an. Während die einen eher Mitleid mit den Obdachlosen verspüren, sehen andere in erster Linie die biologischen Hinterlassenschaften des Camps, in dem man sanitäre Einrichtungen vergeblich sucht. Vor allem Eltern von kleinen Kindern fühlen sich nicht mehr wohl in ihrer Haut. „Da drüben spaziert ständig ein Typ nackt durch die Landschaft“, schimpft ein Anwohner. Ihm reiche es inzwischen, und mit dieser Meinung stünde er längst nicht alleine da.

Bei der Stadt gibt man auf Nachfrage der Zeitung an, dem Treiben auf dem Grundstück hilflos zusehen zu müssen. Es sei Privatgrund, so die Entschuldigung für die gebundenen Hände. Den Besitzer des Grundstücks habe man natürlich aufgefordert, dort für Ordnung zu sorgen. Geschehen ist bisher augenscheinlich nichts.

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