
Eine 22-jährige Forschungsarbeit des spanischen Gerichtsmediziners José Antonio Lorente hat möglicherweise das Rätsel um die Herkunft von Christoph Kolumbus gelöst. Laut einer DNA-Analyse, deren Ergebnisse am vergangenen Wochenende in einer Dokumentation des spanischen Fernsehens La 1 vorgestellt wurden, stammt der Entdecker Amerikas sehr wahrscheinlich aus einer jüdischen Familie, die an der spanischen Mittelmeerküste oder auf den Balearen zu Hause war.
„Unsere Untersuchungen deuten stark darauf hin, dass Kolumbus sephardischer Jude war“, zitierte die Tageszeitung Diario de Ibiza Lorente. Diese Erkenntnis stützt weitgehend die These des ibizenkischen Journalisten Nito Verdera (1934-2022), der Zeit seines Lebens behauptet hatte, Kolumbus sei ein Kryptojude aus Ibiza gewesen.
Die umfangreiche Forschungsarbeit begann im Jahr 2001 mit der Exhumierung von Gebeinen aus zwei mutmaßlichen Gräbern Kolumbus‘ in Sevilla und der Dominikanischen Republik. Durch den Vergleich mit DNA anderer historischer Persönlichkeiten konnte das Team die Herkunft des Admirals eingrenzen.
Von 25 möglichen Theorien zur Abstammung Kolumbus‘ blieb am Ende nur eine übrig. Der katalanische Historiker Francesc Albardaner vertritt die These, dass Kolumbus in Sefarad geboren wurde. Separat ist die hebräische Bezeichnung für die iberische Halbinsel.
„Die DNA-Analyse des Y-Chromosoms und der mitochondrialen DNA von Kolumbus‘ Sohn Hernando zeigt Merkmale, die mit jüdischer Abstammung vereinbar sind“, erklärte Lorente vor laufender Kamera. Zudem stütze die Tatsache, dass Kolumbus seine persönlichen Schriften auf Kastilisch verfasste, die Theorie einer Herkunft aus der Krone von Aragonien.
Für Genua ist das Ergebnis der Studie hingegen ein herber Schlag. In den meisten Geschichtsbüchern wird die norditalienische Hafenstadt als Geburtsort des Seefahrers geführt.