
Die malerarische Regierungschefin Marga Prohens (Volkspartei PP) hat am Donnerstag die Räumung der illegalen Siedlung Can Rova vor den Toren der Inselhauptstadt Eivissa als die „Spitze des Eisbergs“ der gravierenden Wohnungsmisere auf den Balearen bezeichnet. In einer Erklärung gegenüber den Medien räumte Prohens ein, dass die Bilder der Räumung „sehr schmerzhaft“ seien und niemand die „Härte und Grausamkeit“ dieser Situation gleichgültig lasse. Sie betonte, dass das Wohnungsproblem durch „jahrelanges Wegsehen“ und steigende Immobilienpreise verschärft worden sei, ohne an Lösungen gearbeitet zu haben.
Prohens sagte weiter, das Thema Can Rova mit der Bürgermeisterin von Santa Eulària, Carmen Ferrer, und dem Stadtrat von Ibiza behandelt zu haben. Beide Institutionen würden betroffenen Familien über die jeweiligen Sozialämter Hilfe anbieten. Dies sei mit hohem Aufwand verbunden, da jede Familie eine individuelle Unterstützung benötige: „Jede Situation ist einzigartig“.
Die von zahlreichen Medien begleitete polizeiliche Räumung von Can Rova sorgte über die Grenzen Ibizas hinaus für Aufsehen. Auf dem rund 26.000 Quadratmeter großen Privatgelände im Industriegebiet Can Bufí lebten über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren zeitweise mehr als 650 Personen in Campingfahrzeugen und Zelten. Die richterlich angeordnete Räumung am Mittwoch markierte das Ende der Siedlung.
Der Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera zufolge war das Grundstück von einem der sechs Eigentümer ohne Einverständnis der anderen illegal vermietet worden. Zwei der Miteigentümer zogen schließlich vor Gericht und erwirkten einen richterlichen Räumungsbeschluss. Mit monatlichen Mieten zwischen 300 und 500 Euro pro Fahrzeug und Zelt soll der Vermieter einstimmigen Medienberichten zufolge bis zu 90.000 Euro pro Monat eingenommen haben.