Das illegale Zeltlager nahe dem Industriegebiet Can Bufí, vor den Toren der Inselhauptstadt Eivissa gelegen, hat in den vergangenen Tagen Zuwachs erhalten. An dessen Rand, so geht aus einer Meldung der Tageszeitung Diario de Ibiza hervor, siedelten weitere Obdachlose an. Darunter der aus Kolumbien stammende Johny und dessen vier Freunde, ebenfalls aus dem südamerikanischen Land. Nach dem nicht ganz unerwarteten Rauswurf aus ihren jeweiligen Wohngemeinschaften, hätten sie sich Zelte bei Decathlon besorgt und diese neben dem kostenpflichtigen, wenn auch unzulässigen Zeltlager Can Rova aufgeschlagen.
Überrascht habe sie der Rauswurf deshalb nicht, so Johny, weil sie sich der Gepflogenheiten auf dem Ibizenker Wohnungsmarkt durchaus bewusst seien. Sobald die Saison beginnt, und das im Mai der Fall, wittern Wohnungseigentümer das große und schnelle Geld. „Wir zahlten über den Winter zwischen 300 und 400 Euro im Monat“, erzählen die fünf Kolumbianer, „aber ab Mai sollten wir für unsere Zimmer bis zu 900 Euro bezahlen“. Bei normalen Löhnen, und das sei bei ihnen der Fall, seien derartige regelmäßige Ausgaben schlicht nicht drin. Also investierte das Quintett in geräumige Zelte.
Als sie beim Besitzer des Grundstücks in Can Rova vorstellig wurden, habe dieser 500 Euro verlangt, sagt Johny. Die fünf lehnten dankend ab und zogen unter einen Baum am Rande des illegalen Zeltplatzes. Geduscht werde nun im Fitnessstudio, für das sie einen 38-Euro-Vertrag abgeschlossen haben, ihrer Notdurft in großer Ausführung entledigten sie sich beim täglichen Gang zur Essensausgabe bei der Caritas. Trotz der prekären Wohnsituation fühlen sich die Kolumbianer in ihren großen Zelten nicht unwohl. „Wir haben alles, was wir brauchen.“