Die Vertretung der spanischen Zentralregierung auf den Balearen prüft derzeit den Vorschlag der Spanischen Polizeigewerkschaft (CEP), auf Ibiza ein temporäres Aufnahmezentrum für Migranten einzurichten. Mit diesem Schritt, so die Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera, würde Madrid auf die anhaltende Welle von Flüchtlingsbooten reagieren, die die Inseln seit Monaten fast im Tagesrhythmus erreichen.
Nach Ansicht der Polizeigewerkschaft würde ein Aufnahmezentrum eine verbesserte Versorgung und Verwaltung der Migranten ermöglichen und gleichzeitig die örtlichen Sicherheitskräfte entlasten. Der Chef der Nationalpolizei von Ibiza, Manuel Hernández, wies gegenüber der Zeitung darauf hin, dass die Ankunft von Migranten in kleinen Schnellbooten die polizeiliche Arbeit teilweise überfordere. Eine vorübergehende Einrichtung für die Erstaufnahme von Migranten brächte angesichts der steigenden Ankunftszahlen potenzielle Vorteile.
Eine Vertreterin des Innenministeriums sagte am Montag, dass bereits Maßnahmen zur Unterstützung der Migranten ergriffen würden. Sie versicherte, den Vorschlag der CEP gemeinsam mit anderen beteiligten Akteuren sorgfältig zu prüfen.
Parallel dazu plant die spanische Ministerin für Kinder und Jugend, Sira Riego, eine Reise nach Palma. Dort will sie mit Vertretern der örtlichen Behörden die Migrationskrise auf den Balearen in persönlichen Gesprächen erörtern. Ein Schwerpunkt wird die Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge sein.
Die Debatte um ein mögliches Aufnahmezentrum und der bevorstehende Ministerbesuch verdeutlichen die Problematik, die die steigenden Zahl von Migranten hervorgerufen hat. Nach jüngsten Zahlen des Innenministeriums lag zu Jahresmitte die Zahl der illegal auf den Balearen eingereisten Menschen um 66 Prozent über dem Wert vom Vorjahr.