Nicht nur verzweifelte Ausländer beißen sich an der Online-Warteschlange der Nationalpolizei die Zähne aus, auch Behördenprofis kommen seit Monaten auf Ibiza an keinen Termin. Gegenüber der Tageszeitung Peródico de Ibiza y Formentera sagte jetzt eine nicht namentlich genannte Gestoría-Chefin, dass sie seit Mai versuche, über das Internet einen Vor-Ort-Termin zugewiesen zu bekommen. Zwei ihrer Kunden bräuchten für Erbschaftsfälle dringend die spanische Steuernummer NIE. „Tag und Tag, selbst an den Wochenenden versuche ich es. Nichts zu machen“, so die Frau, die seit Jahren davon lebt, Dritten Behördengänge abzunehmen. Nun gerät auch sie an ihre Grenzen.
Inzwischen, so sagt sie weiter, lehne sie derartige Kundenwünsche meist ab und verweise auf die jeweiligen Konsulate. Über die sei die NIE inzwischen schneller zu bekommen als über den üblichen Weg der Nationalpolizei an Eivissas Ringstraße. Nach Ansicht von Alejandra Gámez von der Asociación de Empresarios Extranjeros stehe es um die Situation um Behördengänge wie Residencia und NIE „schlimmer als je zuvor“. Den Grund für das endlose Warten auf einen Termin liege auf der Hand. „Die Zahl der ausländischen Residenten nimmt stetig zu, die der Beamten hinkt hinterher.“
Die zuständige Ständige Vertretung des Innenministeriums auf Ibiza habe nach Darstellung des Blattes die Situation zuletzt folgendermaßen kommentiert: „Das ist nichts Neues.“ Weitere Kommentare habe die Stelle gegenüber der Zeitung abgelehnt. Auch auf der betroffenen Wache der Nationalpolizei gibt man sich eher wortkarg. Man weist lediglich darauf hin, „dass jeden 1. und 15. des Monats neue Zeitfenster für Termine“ aufgemacht würden. Sollte es sich an den Tagen um einen Feiertag handeln, dann am darauffolgenden Werktag. Dem Sprecher der Nationalpolizei zufolge gingen am 2. November 200 Termine online innerhalb eines Vormittags weg.
Glaubt man Gámez, so entstand um die Knappheit an Terminen bereits ein illegales Geschäftsmodell. So gebe es auf Ibiza inzwischen organisierte Banden, die ihre ergatterten Citas an Dritte weiterverkaufen, Kosten: 100 Euro.