Eigentlich sind sich alle Parteien einig, dass es auf Ibiza so nicht weitergehen kann. Die konservative Volkspartei PP, die Rechtspopulisten von Vox als Opposition auf nationaler Ebene sowieso, aber auch die sozialdemokratische PSOE auf den Balearen, wo sie im vergangenen Frühjahr vom Regierungsthron gestoßen wurde. Und trotzdem, so erinnert die Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera, hat sich seit 2006 beim Thema Inselzulage für Staatsbedienstete kaum etwas getan. Mit der Folge, dass auf den Inseln chronischer Mangel an Polizisten, Gesundheitspersonal oder Lehrkräfte herrscht. Wegen der hohen Lebenshaltungskosten und der gegen null tendierenden Aussicht, eine bezahlbare Mietwohnung zu finden, meiden spanische Beamten Ibiza wie der Teufel das Weihwasser.
In der Justiz sieht es nicht anders aus. „Über die Zulage wird gesprochen, seit ich auf der Insel bin“, sagte der vorsitzende Richter Sergio González Malabia, „und das sind mittlerweile dreizehn Jahre“. Worte gebe es derer viele, bare Münze auf dem Konto wenig. „Mit 90 Euro ist nicht geholfen.“ Für González ist unverständlich, dass Justizbeamte auf Ibiza nahezu mit demselben Gehalt wie ihre Kollegen in der spanischen Provinz nach Hause gehen. Daher zeige er durchaus Verständnis für diejenigen, die sich schnellstmöglich wieder auf das Festland versetzen ließen. Am Gericht in Ibiza, so der Richter, seien gegenwärtig 20 Prozent der Planstellen unbesetzt. Dabei gebe es durchaus Bewerber. „Die schauen sich dann im Internet nach Wohnungen um, sehen die Preise und steigen letztlich nicht mal ins Flugzeug“, so González.
Über etwas mehr Inselzulage dürfen sich die Beamten der Nationalpolizei freuen. „2018 hob der Staat den Bonus auf 200 Euro brutto an“, sagte Emilio Campos von der Polizeigewerkschaft Jupol. Damit seien die Ordnungshüter finanziell zwar ein wenig entlastet worden, „das Wohnungsproblem auf Ibiza wird dadurch aber auch nicht gelöst“. Auch unter seinen Kollegen gebe es allerorten Abwanderungsgedanken, „sogar bei Beamten, die auf Ibiza geboren wurden“. Mit dem Gehalt eines Polizisten komme man auf der Insel der Reichen und Schönen nur mit Mühe über die Runden. Fast 50 der 315 Planstellen seien gegenwärtig unbesetzt. „Jedes Jahr kehren zwischen 30 und 40 Polizisten der Insel den Rücken“, so Campos. Das Innenministerium fülle die freigewordenen Stellen dann notdürftig mit Absolventen der Polizeiakademie wieder auf.
Inzwischen hat es sich bis ins Vereinigte Königreich durchgesprochen, dass Ibiza längst mehr hip als Hippie ist, und für deren Bewohner allmählich unbezahlbar. Die BBC widmete dem Thema am Freitag einen großen Artikel. Der renommierte Staatssender beschreibt unter anderem, wie Inselbewohner angesichts der Wohnungsmisere zunehmend Zuflucht in ihren Autos suchen. Wohl dem, der einen Kastenwagen oder gar ein Wohnmobil besitzt, so der Tenor des Berichts.