Laut der Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera hat der Präsident des Inselrats, Vicent Marí, die Zentralregierung dazu aufgefordert, einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, der den Eigentümern von Wohnungen mehr Sicherheit bietet. „Es kann nicht sein, dass die Besetzer mehr Rechte haben“, warnte Marí und betonte: „Wer eine Wohnung leerstehen lässt, hat dafür seine Gründe: Entweder hat er schlechte Erfahrungen gemacht, oder er zieht es vor, die Immobilie touristisch zu vermieten, weil es rentabler ist und weniger Probleme bereitet.“
Marí hob hervor, dass manche Menschen ihr gesamtes Erspartes oder das Erbe ihrer Vorfahren in Immobilien investieren. Aus Angst vor illegaler Besetzung liessen diese Eigentümer ihre Wohnungen lieber leer stehen, anstatt sie zu vermieten. Ein Problem, das laut Marí von der Zentralregierung gelöst werden muss: „Es muss ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, der Sicherheit und sofortige Maßnahmen garantiert. Wenn es mehr rechtliche Sicherheit gäbe, wären mehr Wohnungen auf dem Markt und die Preise würden sinken.“
Der Präsident verwies auf das vom Govern unter Marga Prohens initiierte Programm Lloguer Segur, das darauf abzielt, Eigentümern sowohl die Zahlung der Miete als auch die Rückgabe der Immobilie nach Vertragsende oder bei Problemen mit den Mietern zu garantieren. „Die Regierung muss die rechtliche Sicherheit wiederherstellen“, bekräftigte Marí, „es muss Garantien für die Eigentümer und auch für die Mieter geben.“
Vicent Marí betonte auch, dass die private Initiative eine wesentliche Rolle bei der Lösung des Problems von Wohnungsknappheit und hohen Kosten spielen muss. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass während der letzten beiden Legislaturperioden auf den Balearen nur 87 Sozialwohnungen auf Ibiza gebaut wurden. „Mit dem aktuellen Bautempo der öffentlichen Hand bräuchten wir 80 Jahre, um das Problem der Wohnungsnot zu lösen. So kann es nicht weitergehen“, erklärte Marí.
Er forderte daher einen rechtlichen Rahmen, der es privaten Investoren ermögliche, unter bestimmten Bedingungen Wohnraum zu schaffen, indem öffentliches Bauland mobilisiert wird. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit von öffentlich-privaten Bauvorhaben und einer besseren Unterstützung für Eigentümer durch die Regierung.
In den letzten zehn Jahren haben sich die Besetzungen von Wohnungen auf den Balearen verdoppelt. Laut Daten des Innenministeriums gab es im Jahr 2023 insgesamt 407 registrierte Fälle von Hausfriedensbruch oder rechtswidriger Inbesitznahme von Immobilien. Im Vergleich dazu waren es 2013 noch 193. Dabei unterscheidet das Ministerium zwischen Hausfriedensbruch, der das Eindringen in ein bewohntes Haus betrifft, und der rechtswidrigen Inbesitznahme unbewohnter Immobilien.
Der Höchststand wurde 2021 mit 509 Fällen erreicht, seither sind die Zahlen leicht rückläufig: 2022 wurden 417 Fälle registriert, 2023 waren es 407. Dennoch bleibt unklar, ob sich daraus ein langfristiger Trend ableiten lässt. Auffällig ist, dass die Zahl der identifizierten Täter abgenommen hat: Von den 407 Fällen im Jahr 2023 konnten in 232 Fällen Verdächtige ermittelt werden. Im Jahr 2013 lag diese Zahl bei 115 von 193 Fällen. Auch die Anzahl der Verhaftungen ging zurück: 2023 wurden 107 Personen festgenommen, während es 2013 noch 124 waren.