Nach der Räumung der illegalen Siedlung Can Rova vor den Toren der Inselhauptstadt Eivissa entsteht nur wenige Meter davon entfernt ein neues Lager behelfsmäßiger Behausungen. Wie aus einer Meldung der Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera hervorgeht, leben in Can Rova 2.0. etwa derzeit etwa 60 Menschen unter „prekären Bedingungen“.
Die Stadt Eivissa hatte Ende Juli die Siedlung per richterlichen Beschluss räumen lassen. Medienberichten zufolge hatten auf dem 2.500 Quadratmeter großen Grundstück zeitweise bis zu 600 Menschen gelebt. Weil viele Bewohner über keinen Plan B verfügt hätten, so die Zeitung, hätten sie auf einem nahegelegenen Privatgrundstück Zuflucht gesucht. Das somit neu entstehende Lager im Industriegebiet Can Bufí beherberge bereits mehrere Dutzend Personen, die in Fahrzeugen und behelfsmäßig mit Sperrholz gezimmerten Behausungen lebten.
Während die Bewohner in Can Rova an einen Miteigentümer des Grundstücks eine monatliche Miete entrichten mussten, nahmen sie Can Rova 2.0. in Selbstregie in Beschlag. „Jetzt kann man uns tatsächlich als Besetzer bezeichnen“, sagte ein gewisser Richard, der sich als Sprecher der Gemeinschaft auswies, gegenüber der Zeitung. Die Polizei habe ihnen und dem Gelände bereits einen Besuch abgestattet. Probleme hätten sich dadurch aber nicht ergeben, die Beamten seien nach kurzen Gesprächen wieder abgezogen, so Richard.
Die meisten Bewohner von Can Rova 2.0 wollen gegenüber den Medien anonym bleiben. Ihr neues mietfreies Zuhause beschreiben sie als „verhältnismäßig ruhig“. Bei vielen geht allerdings die Angst um, von den Behörden erneut vertrieben zu werden, noch steckt ihnen die Erfahrung der polizeilichen Räumung in den Knochen. „Bis vor kurzem waren wir zwischen zwanzig und dreißig Leute. Jetzt sind wir schon fast sechzig“, sagte ein Bewohner. Das schnelle Wachstum der Siedlung bereitet ihm Sorgen.
Die Reaktionen der Anwohner fällt zwiespältig aus. Während einige ob des akuten Wohnungsproblems auf Ibiza durchaus Verständnis für die schwierige Lage der Betroffenen zeigen, befürchten andere eine unkontrollierte Zuspitzung des Problems. „Wir verstehen die Wohnungsnot, aber wir hoffen, dass hier kein zweites Can Rova entsteht“, so ein besorgter Nachbar.
