
Die gescheiterten Verhandlungen über den neuen Tarifvertrag im Gastgewerbe der Balearen sorgen für Unruhe auf Ibiza. Wie die Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera berichtet, haben zahlreiche wirtschaftliche und institutionelle Akteure der Insel ein dringendes Wiederaufnehmen der Gespräche gefordert, um die von den Gewerkschaften ab dem 10. Juli angekündigte Streikserie doch noch abzuwenden – mitten in der Hochsaison.
Die Unternehmerseite betont, dass die Differenzen „wichtig, aber nicht unüberwindbar“ seien. Die Gewerkschaften hingegen halten ein Abkommen vor Streikbeginn für unrealistisch. Laut José Antonio Roselló, Vizepräsident des Unternehmerverbands CAEB, sei das bisherige Verhalten der Arbeitgeberverbände „durchaus korrekt“ gewesen. Man habe keine Einigung gefunden, doch müsse ein Tarifvertrag stets einen Ausgleich zwischen den Interessen beider Seiten bieten.
Aber es geht nicht nur um´s Geld. Roselló warnte davor, den Fokus ausschließlich auf Lohnerhöhungen zu richten. Themen wie Flexibilität, Arbeitsorganisation und Fehlzeitenmanagement seien ebenso entscheidend. Eine reine Lohnforderung von 16 % mehr Gehalt sei laut CAEB „nicht tragbar“ und stehe nicht im Einklang mit der wirtschaftlichen Realität, vor allem für kleine und mittlere Betriebe.
Auch Alicia Reina, Präsidentin des Hotelmanager-Verbands AEDH, äußerte sich besorgt: Die Forderungen seien in der aktuellen unsicheren internationalen Lage riskant und könnten die Nachhaltigkeit vieler Arbeitsplätze gefährden. Die Branche habe Vorschläge gemacht: maßvolle Lohnerhöhungen, verbesserte Arbeitsbedingungen und mehr Stabilität durch längere Verträge.
Auf der Gegenseite erklärte Guadalupe López Monedero von der UGT, ein Abkommen sei vor dem Streikstart „nicht machbar“. Man bereite bereits die offiziellen Schritte für die Streikankündigung vor. Ein Vermittlungsverfahren beim Schiedsgericht der Balearen werde eingeleitet.
Der Inselrat von Eivissa ruft beide Seiten zu Besonnenheit und Kompromissbereitschaft auf. Auch Manuel Sendino von der Hotelvereinigung FEHIF betonte, dass es „noch Verhandlungsspielraum“ gebe. Ziel sei ein Abkommen, das Rechtssicherheit, wirtschaftliche Stabilität und faire Arbeitsbedingungen vereine.
Das Ergebnis der kommenden Tage wird entscheidend sein: Gelingt keine Einigung, könnte der Arbeitskampf massive Auswirkungen auf den Tourismus auf Ibiza und Mallorca haben – mit Folgen für mehr als 160.000 Beschäftigte in einem der wichtigsten Sektoren der Balearen.