Gerade einmal ein Jahr ist es her, dass die Stadt Eivissa mehrere Feldwege innerhalb des Feuchtgebiets Ses Feixes d’es Pratet von Unrat befreite und neu anlegte. Was zunächst wie eine Auferstehung des über Jahre verkommenen Naturraumes aussah, währte letztlich nicht lange. Wie aus einer Reportage des Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera hervorgeht, leben heute „Dutzende von Obdachlosen“ allein entlang des Camí de Can Murtera.
Eine, die von dem Feuchtgebiet ein Stück in Besitz genommen hat, ist die Spanierin Esmeralda Llanos. Mit ihrem Mann, dem aus Ecuador stammenden Wilso Sánchez, lebt sie einer behelfsmäßigen Behausung, in der ein Großteil des Mobiliars unter freiem Himmel steht. Nur unweit der Küche, die bestenfalls Camping-Feeling versprüht, warten eine Handvoll Hasen in einem Käfig auf ihr letztes Stündlein.
Esmeralda Llanos hat nach eigenen Angaben fünf Kinder, aber die habe ihr das Jugendamt längst weggenommen. „Ohne einer Wohnung werde ich sie nicht zurückbekommen“, klagt sie gegenüber der Zeitung. Den Kleinsten dürfe sie jeden Samstag besuchen, die Großen kämen ab und zu in der Behausung in Ses Feixes vorbei. „Die Kinder sind die Leidtragenden“, sagt sie, „und das, obwohl sie am wenigsten zu der Situation beigetragen haben.“ In Kürze wolle sie an einem Kurs der Caritas teilnehmen, um was genau für einen Kurs es sich handelt, sagt sie nicht.
Cándido Machado hat es sich ebenfalls eher schlecht als recht in Ses Feixes eingerichtet. Der Brasilianer zimmerte sich aus Holz einen Verschlag, in dem er bei Regen einigermaßen trocken bleibt. Seit sieben Jahren lebe er auf Ibiza, sagt er gegenüber der Zeitung. Zuletzt will er sich als Gärtner verdingt haben, gegenwärtig sei er aber ohne Einkommen. „Ich habe zwar Geschwister hier, aber trotzdem bin ich auf der Straße gelandet.“ Als er das sagt, zwingt er sich ein Lächeln aufs Gesicht. Gültige Aufenthaltspapiere für Spanien besitze er nicht, „nur den Reisepass“. Die Hoffnung, an eine Wohnung zu kommen, habe er daher aufgegeben.
Bei denen, die im Trockenen sitzen und ein festes Dach über dem Kopf haben, kommt die Obdachlosensiedlung in ihrer Nachbarschaft nicht gut an. „Das macht einem wirklich Sorgen“, bekundet die Vorsitzende des Anwohnervereins Asociación de Vecinos de es Pratet, Carmen Cárcel. Klar, jeder habe eigentlich ein Recht auf eine menschenwürdige Unterkunft. „Aber diese Behausungen sind nicht menschenwürdig. Die Menschen verrichten ihre Notdurft unter freiem Himmel, kochen am offenen Feuer und tragen zu einem Gefühl von Unsicherheit bei“, so Cárcel.