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Touristikmesse ITB in Berlin

„Die Deutschen leben noch in den 1980er-Jahren“

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Bildschirmfoto 2023 03 10 Um 7.34.52 AM

Warum zum Teufel, fragt sich der Korrespondent des Diario de Ibiza auf der Touristikmesse ITB, José Miguel Romero, pilgern Abgesandte der Insel Jahr für Jahr noch nach Berlin. Und zieht dann erst mal vom Leder über die Hauptstadt jenes Landes, das vor gefühlten Jahrhunderten mal rund 500 000 Besucher jährlich nach Ibiza entsandte, also 200 000 mehr als im vergangenen Jahr. Mit dem Flughafen BER fängt Romero an. Der sei nicht nur ein gutes Jahrzehnt später als geplant fertiggestellt worden, nein, so richtig funkionstüchtig sei er bis heute nicht. Denn wer nach einem Drei-Stunden-Flug auch noch eine gute Stunde warten muss, bis ihm das Gepäck ausgehändigt wird, der verliere die Lust am Fliegen. Zudem zwischen dem Flugzeug und dem Gepäckband ein wahre Wanderung durchgeführte werden müsse. „Auch das ist Deutschland“, sagt Romero lapidar dazu.

Im Anschluss knöpft er sich das Messegelände vor, cutre ist sein Urteil, fünf Buchstaben, die im Spanischen nichts Schönes bedeuten. Billig, abgehalftert, altmodisch, so in etwa könnte man das übersetzen. Nicht mal in London, auf der nach Berlin zweitgrößten Touristikmesse der Welt, könne man sich „derartige Installationen erlauben, in Madrid schon gar nicht. Romero hängt zur Veranschaulichung noch eine Anekdote eines Toilettenbesuchs dran. „Man kommt rein und sieht zuerst zwei Reinigungskräfte, die eimerweise braune Brühne raustragen.“ Das sitzt. Und überhaupt, die Wände seien zu industriell und nackt, das müsste doch anders, freundlicher, zu gestalten sein.

Aber nicht nur der Rahmen fällt für Romero sprichwörtlich aus dem Rahmen, auch inhaltlich biete das Zusammenkommen von Ibizenkern und germanischer Reisebranche nur noch wenig. „Die deutschen Reiseveranstalter leben noch in den 1980er-Jahren“, befindet Romero, der beileibe nicht zum ersten Mal in Berlin weilt. Sie verkauften weiterhin Pauschalreisen, als wäre das Smartphone noch nicht erfunden. Und beschwerten sich dann Jahr für Jahr, dass sie auf Ibiza Marktanteile verlören, weil der hiesige Hotelier so unverschämt sei und seine Betten mit mehr Gewinn über Direktkanäle verkaufe. Einfach am deutschen Reiseveranstalter vorbei! Im Internet! „Also spricht er den gutgemeinten Rat an die Alemanes aus, sich „technologisch und vertriebstechnisch auf den aktuellen Stand“ zu bringen. Weniger zu lamentieren und die Ärmel hochzukrempeln.

Aber zurück zur Frage, was die Touristiker Ibizas überhaupt noch auf die ITB zieht. Die Antworten, die Romero unter den angereisten Gästen einsammelte, klingen fast ein wenig nach Mitleid. „Um in Kontakt zu bleiben.“ Oder, was nicht weniger zuversichtlich klingt: „Um das Beste aus dem deutschen Markt rauszuholen.“ Diaro de Ibiza-Redakteur Romero macht sich da keine Illusionen, das verschweigt er auch nur ungern. Die 200 000 deutschen Urlauber, die seit der Jahrtausendwende abhanden gekommen sind, die kämen nicht mehr wieder. Dafür sorgten schon die Preise auf Ibiza. Immer mehr Fünf-Sterne-Hotels? Zu teuer für den Gast aus Berlin, Frankfurt, Meppen oder Bielefeld. Romero zieht den Schluss, dass sich das einstmals verliebte Brautpaar in verschiedene Richtung entwickelt habe. „Der eine (Ibizenker) hat an sich fortwährend gearbeitet und sich erneuert, der andere (Deutsche) ist in seiner Entwicklung stehengeblieben.“

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