Nach der wiederholten Demonstration gegen die Auswüchse des Massentourismus am vergangenen Freitag in der Inselhauptstadt Eivissa haben sich tags darauf Politiker und Wirtschaftsvertreter dazu geäußert. An dem Protestzug durch die Innenstadt hatten übereinstimmenden Medienberichten zufolge schätzungsweise 800 Menschen teilgenommen. Aufgerufen hatte zu der Aktion die Plattform Canviem el Rumb, unter derem Dach sich Dutzende von Sozialverbänden, Bürgerinitiativen und Umweltschutzgruppen zusammengeschlossen haben.
Der Präsident des Inselrats von Ibiza, Vicent Marí, räumte gegenüber der Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera ein, dass sich unter der Bevölkerung angesichts der angespannten Wohnungssituation und überlasteter Straßen zunehmend Unzufriedenheit breitmache.
„Wir werden Maßnahmen einleiten, um diese Ungleichgewichte zu korrigieren“, sagte Marí. Dazu gehörten etwa eine Begrenzung der Kraftfahrzeugen, die im Sommer vom Festland nach Ibiza übersetzen dürfen, und die Bekämpfung illegaler Ferienvermietungen. „Hier kann sich mittlerweile jeder als kleiner Hotelier in Stellung bringen“, kritisierte er. Die unkontrollierte Vermarktung illegaler Ferienwohnungen trage ganz wesentlich zu den hohen Lebenshaltungskosten auf der Insel bei.
Nicht alle Probleme im Tourismus seien hausgemacht, sagte Marí. In diesem Zusammenhang verwies er auf ein verändertes Reiseverhalten. „Touristen reisen jetzt häufiger, aber für kürzere Zeiträume, was an bestimmten Tagen den Druck auf die Insel erhöht.“ Er plädierte dafür, längere Aufenthalte zu fördern und appellierte an die balearische Hafenbehörde, die gleichzeitige Ankunft von mehr als zwei Kreuzfahrtschiffen zu vermeiden.
Der Hotelierverband von Ibiza und Formentera (Fehif) teilte Marís Analyse zur Wohnungskrise, stimmte jedoch nicht allen vorgeschlagenen Maßnahmen zu. In einer Stellungnahme sprachen sich die Hoteliers dafür aus, zunächst für die Einhaltung von geltenden Vorschriften zu sorgen. Man habe oftmals das Gefühl, dass Vergehen und Ordnungswidrigkeiten nicht ausreichend geahndet würden.
Der Präsident des Verbands mittelständischer Unternehmen, Alfonso Rojo, warnte vor einer Tourismusfeindlichkeit. Auch von radikalen Einschnitten, beispielsweise einem totalen Verbot von Kreuzfahrtschiffen, wie es die Aktivisten von Canviem el Rumb fordern, hält er wenig. „Vielmehr müssten wir die Ankünfte besser organisieren und gleichmäßiger verteilen“, sagte Rojo.