Schwere, rote Vorhänge und eine Popcorn-geschwängerte Luft lassen keinen Zweifel, dass im Kino Cine Regio auch 50 Jahre später an alten Traditionen festgehalten wird. Seit der Premiere in dem ehrwürdigen Gebäude in der Calle Barcelona 5 in Sant Antoni hat sich viel getan, sowohl auf Ibiza als auch im Mikrokosmos Filmgeschäft. Sergio Torres, einer von vielen Torres, die sich bis heute dem Kino verschrieben haben, kann sich gut erinnern an den 24. November 1972. Mit „viel Leidenschaft“ eröffnete die Familie ihr damals zweites Kino, auf dem Programm stand der Streifen Love Story mit Ali MacGraw und Ryan O’Neal in den Hauptrollen. „Es war damals ein großes Ereignis für das ganze Dorf“, sagt Sergio Torres gegenüber der Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.
Doch mit dem Ende der analogen Ära klopfte die erste große Krise an die Türen des traditionsreichen Vorführsaals. „2014 mussten wir auf digital umstellen“, erzählt Torres, „wir mussten dafür irgendwie 60 000 Euro aufbringen“. Was zunächst unerreichbar schien, erwies sich letztlich als durchaus nehmbare Hürde. Nicht zuletzt aufgrund der Spendenbereitschaft vieler Bewohner Sant Antonis und Ibizas, aber auch die öffentliche Hand ließ sich nicht lange bitten. „Der anfängliche Schreck hatte ein schnelles und gutes Ende“, erinnert sich Torres.
In Zeiten von Netflix, Amazon Prime und Co mussten sich die Torres‘ und ihr Cine Regio neu erfinden. Und das taten sie mit erstaunlichem Erfolg. In Kooperation mit der Gemeindeverwaltung von Sant Antoni und zwei Cineasten riefen sie die Programmkino-Reihe Zinétic ins Leben, in der unabhängige Filme in Originalversion ihren Weg auf die Leinwand in der Calle Barcelona finden. Außerdem stellen sie das schmucke Gebäude Theater- und Tanzgruppen sowie für Comedy-Abende zur Verfügung. Die Anpassung an die Moderne ist als geschafft. „Wir haben Kino in unserem Blut“, sagt Torres über sich und seine Familie.
