Den Schock seines Lebens erfuhr Vitttorio vor wenigen Wochen zu Füßen des Teatro Pereyra in Eivissa. Polizeibeamten forderten ihn und seine Partnerin auf, mit ihrem Auto an den Straßenrand zu fahren, sie hätten ihm etwas mitzuteilen. Wenige Minuten später mussten der Italiener, seit mehr als 20 Jahren Inselresident und wohnhaft in Jesús, und seine Partnerin den Weg zu Fuß fortsetzen. Die Beamten hatten sein Auto an Ort und Stelle stillgelegt. Der Grund: „Ich hatte über 9.000 Euro an Strafzetteln und Bußgeldern angehäuft“, sagte jetzt Vittorio gegenüber der Tageszeitung Periódico de Ibiza y Formentera.
Wie konnte es dazu kommen, stellte sich der Italiener die Frage. Im Rathaus klärte man ihn auf. Über Jahre sei er mit seinem Fahrzeug unerlaubt in einen Bereich des Hafenviertels La Marina vorgedrungen, der zeitweise ausschließlich Anwohnern vorbehalten war. Die Zufahrtsbeschränkung mit den fünf Buchstaben ACIRE hatte 2018 die Vorgängerregierung eingeführt, nach den Kommunalwahlen im Mai schaffte sie deren Nachfolgerin rasch ab. Am Eingang wies ein entsprechendes Schild auf diese Regelung hin, kontrolliert wurde dessen Einhaltung von intelligenten Kameras. Und die knipsten sich mit Vittore regelrecht die Linsen wund.
Vittorio war sich dieser Vorschrift nicht bewusst, sagte er jetzt, und besuchte regelmäßig seine dort wohnende Freundin und seinen Sohn. Was er sich nicht erklären könne, sei die Tatsache, dass ihn in all den Jahren nicht ein einziger Bußgeldbescheid per Post zugestellt worden sei. „Ich bin seit 20 Jahren nicht mehr umgezogen, sie hätten mich zuhause oder in meinem Geschäft benachrichtigen können“, sagt der Italiener. Ein befreundeter Anwalt riet ihm inzwischen ab, juristisch gegen die angehäuften Schulden vorzugehen. Dazu müsste er belegen können, warum er seinerzeit die maximale Aufenthaltszeit von 20 Minuten überschritt.
Inzwischen löste Vittore sein Auto bei der Polizei wieder aus – gegen Bezahlung von 4.500 Euro. Die zweite Hälfte, so sagte er, müsse er schnellstmöglich begleichen, sonst drohe ihm bei der nächsten Stadtrundfahrt eine erneute Stilllegung. „Ich denke, es ist einfach nicht gerecht, was mit mir hier gemacht wird.“ Vittore glaubt zudem, dass er nicht der Einzige ist, der diese böse Erfahrung machte musste.