
Kurz vor zehn Uhr morgens hat die Polizei am Mittwoch mit der Räumung des illegalen Campingplatzes Can Rova im Industriegebiet Can Bufí vor den Toren der Inselhauptstadt Eivissa begonnen. Nach Einschätzung der Lokalzeitung Periódico de Ibiza y Formentera lebten in den vergangenen zwei Jahren zeitweise bis zu 650 Personen, darunter 45 Minderjährige, auf dem Gelände gegenüber der Nautikunternehmen Ibiza Náutica.
Die Räumung geht auf eine Entscheidung des Landgerichts Palma zurück, das im Rechtsstreit zwischen den drei Eigentümern befand, dass die Nutzung des Geländes als Hort behelfsmäßiger Behausungen unrechtmäßig sei. Mehreren Medienberichten zufolge kassierte einer der Brüder von den Mietern je nach Stellplatz zwischen 300 und 500 Euro pro Monat.
Für die Bewohner des illegalen Zeltplatzes kommt die Räumung nicht unerwartet. Weil seit Wochen entsprechende Gerüchte im Umlauf gewesen seien, so die Bewohnerin Alicia Bocuñano, hätten in den vergangenen Tagen „rund 20 Familien das Gelände freiwillig verlassen“. Viele würden bei Freunden und Bekannten unterkommen, andere hätten aus Angst das Feld geräumt.
Hoffnung, mitten im Sommer eine Unterkunft auf Ibiza zu finden, machen sich die schätzungsweise 300 verbleibenden Bewohner von Can Rova nicht. Zudem seien die örtlichen Behörden keine große Hilfe, sagte ein gewisse Daniela, Mutter von drei kleinen Kindern. „Die haben uns nahegelegt, Ibiza zu verlassen und auf dem spanischen Festland unser Glück zu versuchen.“
Für die Räumung an diesem Mittwoch, so die Zeitung, habe die Gemeindeverwaltung Santa Eulària mehrere Mitarbeiter des Sozialamtes abbestellt. Sie sollen sich zumindest um die Schwächsten in Can Rova kümmern. Für Notfälle seien Betten in der Turnhalle der Schule CEIP S’Olivera eingerichtet worden. Die wenigen Schlafplätze in staatlichen Obdachlosenunterkünften auf Ibiza sind dagegen anderweitig belegt.