Die diesjährige Tourismusbörse ITB hat uns diese Woche klar beschäftigt. Das Ritual war in Berlin einmal mehr dasselbe: Reiseveranstalter warfen den Hoteliers auf Ibiza Preiswucher vor und stellten die Insel auf eine Stufe mit Saint Tropez und Mykonos. Ibiza auf einer Stufe mit der Côte d’Azur und der griechischen Partyinsel? Spontan möchte man denjenigen zurufen, dass sich Ibiza vor niemanden zu verstecken braucht, vor den beiden Urlaubszielen schon gar nicht. Ibiza ist längst eine lebende Legende, verdammt lebendig sogar.
Und Ibiza ist nicht billig, daraus muss man keinen Hehl machen. Einer großen Schicht von Gästen bleibt sie verwehrt, schon die Anfahrt bzw. der Anflug kann zu gewissen Jahreszeiten ein Loch ins Budget reißen. Auf der anderen Seite verleiht ihr genau dieser Umstand einen Sonderstatus. Die Insel ist halt mehr für Individualisten gemacht.
Wobei in den letzten Jahren nicht ganz klar ist, ob sich die Insel auf die Seite der Nostalgiker schlägt oder sich doch für eine Urlaubs-Edelvariante entscheidet. Im Moment ist es ein Mix aus beiden.
Die Mehrheit der Deutschen hat sich längst entschieden, so scheint es, sie lassen Ibiza links liegen und brechen in Horden nach Mallorca auf. Auch für dieses Jahr erwarten die Reiseveranstalter wieder deutliche Zuwachsraten, der Rekord-Sommer 2023 werde mal wieder pulverisiert. Schön für die Branche, weniger schön für die Insel. Auch wenn sich vieles letztlich ums Geld dreht, Ibizas Politiker scheinen inzwischen begriffen zu haben, dass Klasse mehr wert ist als Masse. Allgemeinhin sagte der Inselratspräsident Vicent Marí in Berlin sinngemäß: Uns ist es lieber, es kommen weniger Urlauber, die aber pro Kopf mehr ausgeben.
Ibiza wird niemals zahlenmäßig mit Mallorca mithalten können – und das ist auch gut so. Der Insel möchte man vielmehr raten, sich auf ihre Wurzeln zu besinnen, auf ihre Anziehungskraft auf bisweilen skurrile Menschen, auf ihre Zusammensetzung von unzähligen Nationalitäten auf kleinstem Raum. In einer Welt, die sich immer mehr angleicht, wird Einzigartigkeit zunehmend geschätzt.
Anmerkung der Redaktion Mehr dazu im Interview mit dem Inselratspräsidenten Vicent Marí in der kommenden April-Ausgabe. Er hat das höchste politische Amt Ibizas inne und IBIZA LIVE REPORT traf ihn auf der ITB zum Gespräch.