Gerade mal sechzehn Kilometer lang und an seiner schmalsten Stelle deutlich unter zwei Kilometer breit: Dem kleinen Formentera mit seinen 11.000 Einwohnern gelingt es trotzdem immer mal wieder, in den Medien groß herauszukommen. In den zurückliegenden Monaten zog insbesondere dessen machtverliebter Inselratspräsident die Schlagzeilen auf sich. Die Situation ist kompliziert, und man tut sich schwer, der absurden politischen Lage mit Worten gerecht zu werden. Hier ein Versuch:
Kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass Llorenç Córdoba, so heißt der Mann, der inzwischen als Parteiloser der Inselbehörde vorsteht, gegenüber der balearischen Regierungschefin Marga Prohens einen ganz besonderen Wunsch zum Ausdruck gebracht hatte. In einem Vier-Augen-Gespräch soll er die Ministerpräsidentin um einen monatlichen Aufschlag auf sein Salär von bis zu 4.000 Euro „gebeten“ haben. Seine schätzungsweise fast 80.000 Euro Jahresgehalt, das sich aus seinen Bezügen als Inselratspräsident und Landtagsabgeordneter zusammensetzt, waren Córdoba offenbar nicht genug. Dazu ist hilfreich zu wissen, dass Formenteras höchster Würdenträger in einer Steuererklärung den Verlust von 140.000 Euro an der Börse angegeben hatte.
Córdoba brauchte also mehr Geld und „bat“ um eine Gehaltserhöhung durch die Hintertür. Dabei mag man ihm unterstellen, sich der Wichtigkeit seiner Stimme im balearischen Landtag durchaus bewusst gewesen zu sein. Prohens steht seit vergangenem Sommer einer Minderheitsregierung vor, der in entscheidenden Abstimmungen fünf Stimmen fehlen. Nun gut, möchte man meinen, aus diesem Grund setzte ihre Partei einen 110-Punkte-Plan mit den Rechtspopulisten von Vox auf. Das garantiert ihr, zumindest auf dem Papier, im besten Fall acht Stimmen. Mehrheit also gesichert.
Nur gilt Vox, ein marktschreierischer Emporkömmling in der spanischen Politszene, nicht unbedingt als verantwortungsbewusster Partner. Eine Kostprobe dessen Trends zur Selbstzerfleischung bot sich Prohens vor wenigen Wochen, als auf Mallorca fünf Parteirebellen gegen die Parteiführung aufbegehrten. Die Wellen schlugen bis ins Hauptquartier der Partei in Madrid durch, die damit drohte, das Quintett aus der Partei auszuschließen. Damit hätten im Landesparlament nur noch zwei Abgeordnete ein Parteibuch von Vox innegehabt. Ein weiterer hatte bereits im Oktober aus Frust gegen den Politstil der ultrakonservativen Formation das Büchlein zurückgegeben.
Aber zurück zu Córdoba, um den es in den vergangenen Wochen erstaunlich ruhig geworden war. Nach dem Skandal um ihn warf ihn Sa Unió – ein Bündnis von Volkspartei und Compromís amb Formentera – rasch aus der Formation. Forderungen nach einem Rücktritt folgten damals im Stundentakt. Aber der Mann blieb stur und hielt dem Shitstorm, den er säte, stand. Dass ihn sämtliche Parteien und deren Mitglieder – seien es seine ehemaligen Kollegen, sei es die Opposition – von nun an meideten wie die Motten das Licht, schien Córdoba nicht allzuviel auszumachen. An seinem Stuhl scheint eine dicke Schicht hochwertiger Leim zu kleben.
An diesem Montag geht es aber offenbar in die nächste Runde: Córdoba hatte in der vergangenen Woche angekündigt, seinen Dezernenten für Wirtschaft und Verwaltung, José Manuel Alcaraz, seines Amtes zu entheben. Der PP-Politiker und ehemalige Weggefährte gehört seit Bekanntwerden seiner zweifelhaften Gehaltsforderungen zu seinen schärfsten Kritikern. Inzwischen sieht Córdoba offenbar die Zeit gekommen, einen seiner inzwischen zahlreichen Widersacher aufs Abstellgleis zu stellen. Einfach wird sich das Unterfangen nicht durchziehen lassen, dem extravaganten Inselratsboss steht die gesamte Institution gegenüber. Mit seinem juristischen Berater hat es sich Córdoba aber bislang erfolgreich in seinem ganz persönlichen Schützengraben eingerichtet.
Eigentlich scheint es nur eine Frage der Zeit, wann der in Ungnade gefallene Inselpolitiker das Handtuch wirft. Verbündete hat er keine mehr, und auch die Öffentlichkeit schüttelt angesichts seiner Beharrlichkeit nur noch den Kopf.