Ein Fest für einige Fische und Schildkröten, aber eine Warnung, dass im Meer etwas nicht stimmt. Die Ankunft an den Küsten Ibizas innerhalb von zwei Wochen von Zehntausenden Pelagia noctiluca, der „stechendsten“ Qualle, die verantwortlich für fast neun von zehn Notfällen an den Stränden ist, sei eine „Warnung des Meeres“, dass sich die Dinge zum Schlechteren ändern. Josep Maria Gili, leitender Forscher am Institut Ciències del Mar und einer der großen Experten für diese Meerestiere, erklärte jedenfalls gegenüber der Tageszeitung diario de Ibiza, dass die Ankunft dieser Hohltiere in Schwärmen (wie in Cala Gració, Cala Gracioneta und im Hafen von Sant Antoni sowie an anderen Orten an der Nordküste der Insel) letztendlich für die Umwelt kein Problem darstelle.
Da ihre Beweglichkeit sehr begrenzt ist (etwas mehr als 700 Meter pro Tag in der Vertikalen und viel weniger in der Horizontalen), sind sie nicht in der Lage, gegen die Winde anzukämpfen, die vom Meer zum Land kommen. Die Küste verlassen können sie deshalb auch nicht ohne Weiteres und am Ende verenden sie am Ufer. Dann bedecken ihre Körper den Boden, damit die „wenigen Fische“, ein echtes „Festmahl“ haben. „Die toten Quallen sind die reinste Kollagenquelle für Meerestiere“, wie Gili sagt.
Problem seien demnach die Ursachen. „Die Wassertemperatur steigt und es gibt weniger Süßwasser durch fehlenden Regen …Wenn die Tiere in Küstennähe sind und etwas Wind weht, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zwei oder drei Tage bleiben, relativ hoch“, wie der Experte sagt. Dass sie kämen, sei nicht neu, wohl aber dass sie es nun häufiger tun.
Gili fügte hinzu, dass Quallen nachts fressen und dazu an die Meeres-Oberfläche kämen; Tagsüber tauchen sie normalerweise ab und verstecken sich, um ihren Feinden (verschiedene Fischarten, Schildkröten…) zu entkommen, die allerdings verschwinden. Der Mensch, der Quallen so sehr hasst und vor ihnen flieht, täte (unwissentlich) alles Notwendige, damit sie sich vermehren. Es sei eines der vielen unsinnigen Dinge, das Ignoranz verursacht.
Er bedauere, dass die Meerestemperatur an der katalanischen Küste, wo er arbeitet und lebt (obwohl er auf Mallorca geboren wurde), derzeit zwischen 1,5 und 2 Grad über dem Normalwert läge, eine Anomalie, die schwerwiegende Folgen haben wird. „Ein gutes Beispiel dafür, dass wir uns nicht so um das Meer kümmern, wie wir sollten – und das sind die Konsequenzen“, warnt der Experte.
Anmerkung der Redaktion Foto: DAVID VENTURA