
Dass sich auf Ibiza immer mehr informelle Siedlungen bilden, ist längst kein Geheimnis mehr. Besonders mit der zunehmenden Wohnungskrise seien alternative Wohnformen keine Seltenheit, berichtet die Tageszeitung Diario de Ibiza. In einem Gebiet nahe der Straße nach Cala Bassa, im Südwesten der Insel, haben sich zahlreiche Menschen in Wohnwagen und provisorischen Unterkünften niedergelassen und zahlen eine monatliche Miete zwischen 300 und 600 Euro an den Besitzer des Grundstücks.
Der Eigentümer des Geländes erklärt, dass er derzeit elf Bewohnern Miete berechnet. Einige von ihnen leben dort bereits seit vier Jahren. Unter den Mietern befinden sich auch Familien mit kleinen Kindern, die in lokalen Schulen eingeschrieben sind. Laut Aussagen des Eigentümergrundstücks handele es sich um eine familiäre Finca, auf der er selbst ebenfalls lebt.
Die Polizei von Sant Josep inspizierte das Gebiet kürzlich, nachdem die Beschwerde eines Anwohners eingegangen war. Es sei dabei um die Anhäufung von Müll und die unregulierte Nutzung des Geländes als Wohnraum gegangen. Bei der Inspektion stellten die Beamten tatsächlich unkontrollierte Abfallmengen und provisorische Behausungen fest und kündigten Maßnahmen an.
Trotz der Intervention der Polizei betont der Eigentümer, dass er nicht an Profit interessiert sei. Er habe bereits mehrere Anfragen für weitere Stellplätze abgelehnt, um die Gemeinschaft klein und stabil zu halten: „Ich möchte, dass die Menschen hier sicher und respektvoll leben können.“ Zudem gibt es laut ihm keine klassischen Mietverträge, sondern vielmehr eine Vereinbarung der gegenseitigen Achtung.
Die Bewohner des Geländes erklärten, dass sie angesichts der hohen Mietpreise auf Ibiza keine andere Wahl hätten. Wohnungen würden mittlerweile mindestens 1.500 Euro monatlich kosten, was für viele schlicht unbezahlbar sei. Ein Pärchen, das in einem der Wohnwagen lebt, berichtet, dass sie vorher zur Miete bei Verwandten gewohnt hätten, sich aber nach einer anderen Lösung umsehen mussten.
Der Eigentümer des Geländes in Cala Bassa unterstreicht, dass er sich um eine funktionierende Infrastruktur kümmert. Er hat eine Stromversorgung mit Solarpanels sowie Wasserversorgung eingerichtet. Er erklärt außerdem, dass er den Platz nicht unreguliert vergrößern wolle: „Hier gibt es Regeln des Zusammenlebens, wir achten aufeinander und respektieren unsere Umwelt.“ Das Ayuntamiento von Sant Josep verfolgt die Situation weiter genau und prüft mögliche weitere Schritte.
Die Tageszeitung verweist zudem auf einen weiteren Fall in Can Rova 2, wo sich eine Gruppe von Menschen in einer illegal besetzten Siedlung gegen eine Räumungsklage zur Wehr setzt. Auch hier wurden ähnliche Mieten verlangt, jedoch ohne die Zustimmung aller Miteigentümer des Grundstücks, was schließlich zur gerichtlichen Auseinandersetzung führte.