
Die aktute Wohnungsnot und der bevorstehende Saisonbeginn haben im Inselrat für eine kleine politische Überraschung auf Ibiza gesorgt: In ungewöhnlicher Eintracht stimmten jetzt Konservative, Ultrakonservative und die Linkspartei Unidas Podemos für die Ausweisung eines Geländes, auf dem Wohnmobilbesitzer ihre Abwässer entsorgen können. Der Vorschlag, so die Tageszeitung Diario de Ibiza, war von Unidas Podemos gekommen. Keine Partei stimmte dagegen, die Sozialdemokraten enthielten sich ihrer Stimme.
Damit stellten sich der Inselrat gegen den Trend in den Rathäusern. Auch in diesen wurde in den vergangenen Tagen mancherorts über eine entsprechende Idee nachgedacht. Hintergrund: Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass auf Ibiza nicht nur chronisch Mittellose ohne festem Dach über dem Kopf leben müssen, auch Staatsbedienstete wie Lehrer und Polizisten weichen längst aus Mangel an bezahlbarem Wohnraum auf ihre eigenen vier Räder aus. In den Kommunen, so die Zeitung, lehnte man spezielle Stellplätze für mobile Camper jedoch ab.
Der verantwortliche Dezernent Mariano Juan sagte, der Inselrat werde die Causa in der nächsten gemeinsamen Sitzung mit Vertretern der Kommunen auf die Tagesordnung hieven. Gegen einen Ort, an dem sich Wohnmobilbesitzer ihrer Abwässer entledigen können, sei nichts einzuwenden, sagte Juan. „Camper sind aber nicht die Lösung des Wohnungsproblems, schon gar nicht, wenn dadurch Siedlungen mit menschenunwürdigen Behausungen entstehen.“
Der Sprecher von Unidas Podemos, Óscar Rodríguez, warnte davor, den Vorschlag seiner Partei als Legalisierung solcher Siedlungen zu interpretieren. Dies sei keineswegs der Fall. „Aber wir müssen Menschen, die dort leben, so weit es geht schützen“, sagte Rodríguez. Das gelte auch für die Umwelt. Daher sei es besser, die Abwässer an einem kontrolliertem Ort zu sammeln als in Kauf zu nehmen, dass diese willkürlich in der Natur abgeladen würden. Der Sprecher der Rechtspartei Vox, Jaime Díaz, bezeichnete den Vorschlag von Unidas Podemos als „eine mutige Maßnahme“.