Chris Zippel – Stimmen aus der Szene

Chris Zippel
Foto: Chris Zippel

Was hat sich verändert für die Produzenten, DJs und Künstler aus Ibizas Szene? Musikproduzent Chris Zippel hat mal herum gefragt…

Bahramji 2021

Bahram Pourmand, auch Bahramji genannt, ist Künstler und Sänger:
„Ich vermisse mein Publikum, meine Live Perfomances und meine Reisen. Finanziell war es auch schwierig wie bei so vielen anderen Künstlern. Am schwierigsten waren die Einschränkungen, die einem die Freiheit und Menschenrechte nahmen.

Die positive Seite von Covid: Es gab mir genug Zeit, zu mir selbst zurückzukehren. Glücklich zu sein und die einfachen Dinge im Leben und die Natur um mich herum wertzuschätzen. Und um neue Projekte zu realisieren.

Wir waren zwar von Familie und Freunden getrennt, aber unsere Herzen hat es einander näher gebracht.

Der Geist Ibizas ist immer noch da; die Quelle unserer Inspiration. Aber natürlich ist es nicht ganz so wie vorher. Ich hoffe, dass sich die Situation auf Ibiza bald ändert, damit wir uns wieder versammeln, total kreativ sein und das Leben auf der Insel in Freiheit feiern können, wie wir es seit Jahrzehnten getan haben.”

Was hörst Du für Musik?
„Ich höre Chillout, Folk und klassische Musik aus dem Osten. Hauptsächlich aus Persien, Afghanistan und Indien. Meine Wurzeln und die Quelle meiner Inspiration.”

Ishantu Photo By Anna Lena Holm Photo By Anna Lena Holm

Die Schweizerin Ishantu ist Künstlerin und Singer & Songwriter:
„Die Musik war für mich schon vor diesem Jahr ein wichtiges Instrument, um Menschen miteinander zu verbinden und eine heilende Botschaft in die Welt zu tragen. Während Corona wurde mir noch mehr bewusst, wie wichtig es für mich als Künstlerin ist, mit dieser Intention Musik zu schaffen. Auch im Zusammenhang mit Musik und Heilung.

Die Umstände in diesem Jahr brachten viele dazu, nach innen zu schauen und uns mit unseren Werten auseinander zu setzten und was uns wirklich wichtig ist im Leben. Diese Reise durch unser Inneres braucht viel Mut, geht durch Höhen und vor allem Tiefen. In einer extrovertierten Gesellschaft ist dies beängstigendes Neuland. Für mich war Musik ein sehr wertvoller Begleiter auf dieser Reise und oft der einzige Halt den ich hatte. Ich habe sehr viele neue Lieder geschrieben und sie haben mir geholfen, vieles in meinem Leben zu transformieren und zu heilen.

Ich bin ganz neu auf Ibiza und die Insel hat mich mit einem neuen Musikprojekt und wundervollen Menschen willkommen geheißen. Vielleicht wird es weniger große Club Parties geben und weniger Konsum, dafür aber hoffentlich mehr Wertschätzung und mehr Events, die von den Künstlern und deren Netzwerk selbst organisiert werden.

Ich bin sehr gespannt auf den Musikwechsel, der stattfindet, und wie diese neue Musik klingen wird. Es wird eine Reflexion der Zeit sein, die wir jetzt durchleben.”

GEORGE SOLAR BY CLARISSA SOFIA 02 11 Foto: BY CLARISSA SOFIA

George Solar ist Musikproduzent und DJ aus Sant Joan:
„Urlaubsinsel meets Künstler-Dasein – die Außenwelt hat das vielleicht gar nicht so mitgekriegt, aber 10 Prozent der Inselbevölkerung sind nur dank Caritas und ähnliche Institutionen über den Winter gekommen. Das relativiert natürlich den eigenen Struggle. Ich bin froh, dass ich ein Dach über dem Kopf habe, an einem Ort wie diesem, und immer noch da bin, Musik machen kann und mich auf – was auch immer für eine Saison – freue. Da muss man dankbar sein.

Andererseits hab ich versucht, das Beste aus der Zeit zu machen. Ich habe noch nie so viel und konstant an Musik gearbeitet wie die letzten 12 Monate. Kollaboration war und ist das Gebot der Stunde. Es hat unglaublich gut getan zu merken, dass man nicht allein ist. Die Solidarität und das Gemeinschaftsgefühl unter Musikmachern und -hörern sind Werte, die sich als noch unverzichtbarer erweisen als ohnehin schon. Systemrelevanz geht nur gemeinsam!

Mittel- bis langfristig ist es sicher gesund, wenn sich die Menschen auf Ibiza an den Gedanken gewöhnen, dass nicht alles immer überall gleich in haltlose Riesen-Megaparties ausartet. Ein bisschen mehr Maß und Selbstreflektion ist eh unabdingbar.”

Musiktrends?
„Es geht mehr denn je um organische Vielfalt und den richtigen Beat zur richtigen Zeit. Das ist kein Trend, sondern letztlich gesunder Menschenverstand – und den wird es in Eimern brauchen für eine guten Neustart. Ein bisschen mehr Chill und runter mit den BPM ist sicher nicht die einzige Lösung auf Dauer, aber im Moment hilft es.

Mein Lieblingsbeispiel ist die Virtual Festival-Alternative The Chill Out Tent, die aus so einem Lockdown-Gedanken in London entstanden ist (www.chillouttent.com). Da geht von Ambient-Sheepwatch über Italo- und Nordic Disco-Filmdoku bis hin zum coolen Band-Liveset oder der DJ-Session vom Bauernhof so gut wie alles. Aber von einer entschleunigten Basis aus auf den Punkt kuratiert. Und das sollte generell das Motto sein, ab jetzt. Frohlocken!

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